Passiv im Deutschen erklärt: Vorgangspassiv vs. Zustandspassiv
In dieser Lektion lernst du, was das Passiv im Deutschen ist, was die Unterschiede zwischen Vorgangspassiv und Zustandspassiv sind, wie du sie im Präsens bildest, und wann man sie benutzt. Am Ende kannst du Aktivsätze in die Passivform umwandeln und du wirst verstehen, wann das sinnvoll ist. Los geht’s!
Was ist das Passiv?
In einem Aktivsatz steht die handelnde Person, also der Täter, im Vordergrund.
Zum Beispiel:
Der Lehrer erklärt die Grammatik.
Der Lehrer ist das Subjekt, erklärt ist das Verb und die Grammatik, ist das Akkusativobjekt.
In einem Passivsatz steht das, was gemacht wird, im Mittelpunkt.
Die Grammatik wird erklärt.
Wir wissen nicht, wer sie erklärt. Das ist im Passiv nicht wichtig.
Wenn der Schwerpunkt auf “wer etwas tut” steht, steht der Satz im Aktiv. Wenn der Schwerpunkt auf “was getan wird” steht, steht der Satz im Passiv.
Wann benutzt man das Passiv?
Wenn der Täter unwichtig oder unbekannt ist, benutzen wir das Passiv.
Die Straße wird gesperrt.
Wer hat sie gesperrt? Keine Ahnung.
Warum ist sie gesperrt? Nicht wichtig.
Wenn man den Fokus auf die Handlung oder das Ergebnis legen möchte, wird auch das Passiv verwendet.
Der Vertrag wird unterschrieben.
Das ist wichtiger als „wer“ ihn unterschreibt.
In formellen Texten, Nachrichten, und Anleitungen ist das Passiv auch ganz üblich.
Die Software wird installiert.
Die Lieferung wird vorbereitet.
Vorgangspassiv vs. Zustandspassiv
Wenn jemand sagt, dass ein Satz im Passiv steht, meint man normalerweise das Vorgangspassiv, aber im Deutschen gibt es zwei Arten des Passivs: das Vorgangspassiv und das Zustandspassiv.
Der Unterschied ist ganz einfach. Vorgangspassiv beschreibt einen Vorgang und Zustandspassiv beschreibt einen Zustand. Anders gesagt: Vorgangspassiv beschreibt, was passiert. Zustandspassiv beschreibt, wie es nach der Tat aussieht.
Mit dem Vorgangspassiv steht die Handlung im Mittelpunkt. Es beschreibt einen Prozess, also was gerade getan wird.
Wie bildet man das Vorgangspassiv?
Die Bildung des Vorgangspassivs ist ganz einfach: “werden” wird konjugiert und das Partizip II wird ans Ende des Satzes gestellt.
Als Wiederholung, hier sind die Formen von “werden”.
Das Partizip II von einem Verb ist die Verbform, die im Perfekt verwendet wird. machen - gemacht, bringen - gebracht, essen - gegessen und so weiter.
Hier sind ein paar Beispiele im Vorgangspassiv.
Das Auto wird repariert.
Jemand ist gerade dabei, das Auto zu reparieren.
Der Text wird gelesen.
Jemand liest den Text, aber es ist entweder nicht wichtig, wer ihn liest oder wir wissen es nicht.
Das Video wird aufgenommen.
Das Fenster wird geöffnet.
Wie bildet man das Zustandspassiv?
Das Zustandspassiv beschreibt das Ergebnis einer Handlung, also wie etwas jetzt ist, nachdem etwas getan wurde.
Die Bildung ist auch ganz einfach. Anstelle “werden” benutzt man “sein” im Zustandspassiv. Das Partizip II steht wie immer am Ende des Satzes.
Da diese Passivform so einfach ist, erkläre ich sie in meinem Deutsch 1 Kurs. Ich sage nicht, dass es eine Passivform ist. Das Partizip II steht am Ende des Satzes und funktioniert wie ein Adjektiv. Mehr müssen die Lerner nicht wissen.
Hier sind ein paar Beispiele für das Zustandspassiv.
Das Fenster ist geöffnet.
Das Fenster ist jetzt offen, aber wir sagen nichts darüber, wer es geöffnet hat, wann, wie oder warum.
Das Auto ist repariert.
Das Auto wurde repariert und steht jetzt zur Verfügung, aber wir sagen nichts darüber, wer es repariert hat, wann, wie oder warum.
Vorgangspassiv vs Zustandspassiv zusammengefasst
In dieser Tabelle sieht man die zwei Passivformen, mit welchem Verb sie gebildet werden, was im Fokus steht und ein Beispiel von der Form.
Wenn du sagen willst, was gemacht wird, nutze das Vorgangspassiv.
Wenn du sagen willst, wie etwas gerade ist, nutze das Zustandspassiv.
Welche Verben können im Passiv stehen?
Bevor du versuchst, jeden Satz ins Passiv zu setzen, musst du wissen: Nicht alle Verben können ein Passiv bilden!
Das Vorgangspassiv braucht immer ein Akkusativobjekt, also ein Objekt, das im Aktivsatz vom Verb direkt betroffen ist. Nur transitive Verben (Verben mit Akkusativobjekt) können ins Passiv gesetzt werden.
Verben, die ins Passiv gesetzt werden können:
- lesen - Das Buch wird gelesen.
- bauen - Das Haus wird gebaut.
- kaufen - Die Pizza wird gekauft.
Diese Verben haben in Aktivsätzen ein Akkusativobjekt (Der Mann liest das Buch. Der Mann baut das Haus. Der Mann isst die Pizza.). Also: Passiv möglich!
Es gibt viele Verben, die nicht ins Passiv gehen.
Intransitive Verben sind Verben ohne Akkusativobjekt. Zum Beispiel:
- schlafen
- reisen
- existieren
- leben
Beispiel:
Er schläft. - Kein Akkusativobjekt - kein Passiv möglich
Du kannst nicht sagen: “Er wird geschlafen.” Das ergibt keinen Sinn.
Reflexive Verben haben ein Reflexivpronomen (sich) und kein echtes Akkusativobjekt.
- sich erinnern
- sich freuen
- sich interessieren
Beispiel:
Ich erinnere mich an den Film. “mich” ist kein echtes Akkusativobjekt - kein echtes Passiv möglich
Das Zustandspassiv funktioniert manchmal mit Verben, die keinen Vorgang beschreiben, aber das ist ein Spezialfall und kommt später. Für den Anfang: Merke dir einfach - kein Akkusativ - kein Vorgangspassiv
Passiv mit “von”
Wenn man im Passiv doch sagen möchte, wer die Handlung ausführt, benutzt man die Präposition „von“.
Zum Beispiel:
Der Brief wird von dem Lehrer geschrieben.
In einem Aktivsatz wäre das: Der Lehrer schreibt den Brief.
Im Passivsatz ist „der Brief“ das neue Subjekt, und „der Lehrer“ steht nach „von“ im Dativ.
Das macht man aber nur, wenn es wirklich wichtig ist, wer etwas tut. In vielen Fällen lässt man das einfach weg, besonders wenn der Täter unbekannt oder unwichtig ist.
Aktiv zu Passiv
Eine gute Übung für das Passiv ist es, Sätze vom Aktiv zum Passiv umzuschreiben.
Die Polizei kontrolliert die Autos. (Aktiv)
Die Autos werden kontrolliert. (Vorgangspassiv)
Die Autos werden von der Polizei kontrolliert. (Vorgangspassiv mit “von”)
Zustandspassiv klingt bei manchen Verben unnatürlich, weil sie keine klaren Zustandsergebnisse ausdrücken, wie hier bei “kontrollieren”.
Sein Vater kocht die Suppe. (Aktiv)
Die Suppe wird gekocht. (Vorgangspassiv)
Die Suppe wird von seinem Vater gekocht. (Vorgangspassiv mit “von”)
Die Suppe ist gekocht. (Zustandspassiv)
Der Hund beißt den Briefträger. (Aktiv)
Der Briefträger wird gebissen. (Vorgangspassiv)
Der Briefträger wird von dem Hund gebissen. (Vorgangspassiv mit “von”)
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